Sed´s Geschichte
Commander Mutiri überflog abermals die spärliche Akte des 33-jährigen Schmugglers. Normalerweise scherte sich der SID nicht um solche kleinen Fische, doch wer hätte gedacht, dass Sedrick Harkov, besser bekannt als Sed, einen so interessanten Lebenslauf zu bieten hatte. Meister Nogrims Bedenken waren also nicht unbegründet gewesen, auch wenn der SID den Schmuggler letztendlich als vertrauenswürdig einstufte.
Die Suche nach Informationen hatte sich allerdings als schwierig herausgestellt. Innerhalb der Republik gab es niemanden, der unter dem Namen Sedrick Harkov registriert war. Dies wiederum war nicht verwunderlich, vor allem, wenn man Harkovs Tätigkeitsfeld in Betracht zog. Akten konnten verschwinden, Namen geändert werden. Alles, was dafür nötig war, waren Credits und die entsprechenden Kontakte. Zumindest letztere besaß der Schmuggler nachweislich auf allen größeren Planeten. Das alles hatte das Interesse und den Ehrgeiz des Zabrak geweckt, doch es kostete am Ende die Arbeit von zehn Spezialisten des SID und sechs Standartwochen, um etwas Licht in Sedrick Harkovs Vergangenheit zu bringen. Fündig wurde man schließlich in kürzlich erbeuteten Militärdaten des Imperiums.
Harkov, ein Sohn aus zweiter Ehe eines hochrangigen imperialen Offiziers, standen Tür und Tor für eine vielversprechende Karriere offen. Die Harkovs waren eine angesehene Familie innerhalb des Imperiums und verfügen über großen Einfluss. Sedricks übermäßige Begabung für Xenobiologie und Anatomie bescherte ihm schon mit 17 Jahren einen Platz an der medizinischen Akademie des Imperiums. Während seiner Ausbildung zum Mediziner erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Belobigungen, wurde aber mindestens ebenso oft verwarnt. Anscheinend hatte Harkov schon damals eine ausgeprägte Schwäche für das weibliche Geschlecht. Jedenfalls führte eines dieser „Abenteuer“ - mit der 16-jährigen Tochter des Fakultätsleiters - schließlich zum Ausschluss aus der Akademie.
Seine Familie sorgte jedoch dafür, dass dies nicht das Ende seiner Karriere darstellte, denn kurz darauf wurde ihm ein Platz innerhalb des imperialen Geheimdienstes angeboten, wo er eine umfassende Spionage- und Pilotenausbildung erhielt. Daraufhin arbeitet er zwei Jahre als Agent und Gefechtssanitäter innerhalb einer unbekannten Abteilung dieser Organisation. Detaillierte Informationen hierzu liegen nicht vor, jedoch zeugen die wenigen verfügbaren Daten davon, dass Harkov ein fähiger Agent mit recht schwierigem Charakter war. Anscheinend gab es immer wieder disziplinarische Maßnahmen, die auf eine Missachtung höhergestellter Autoritäten hindeuten. Besonders seine Sympathie für Nichtmenschen wurde mehrfach negativ vermerkt. Durch seine offene Art gegenüber Aliens und seine häufigen amourösen Abenteuer geriet er immer wieder mit seinen Vorgesetzten, aber auch mit seinem Vater und älteren Geschwistern, in Konflikt. Somit vollzog sich sein Wandel vom vielversprechenden Emporkömmling zum schwarzen Schaf der Familie. Der mysteriöse Tod seiner Mutter trieb schließlich einen endgültigen Keil zwischen Harkov und dessen restlicher Familie. Von seiner nächsten Mission für den Geheimdienst sollte er nie zurückkehren. Als er den Befehl bekam, eine Gruppe von machtsensitiven Twi'lek-Kindern auszulöschen, tötete er den Rest des Einsatzteams und desertierte. Gemeinsam mit seiner jüngerer Schwester stahl er eine imperiale Fähre, brachte die Twi'leks zu den Jedi auf Tython und verschwand. Innerhalb des imperialen Geheimdienstes wurden die Jedi für diese Tat verantwortlich gemacht. Sedrick Harkov und sein Team erklärte die imperiale Obrigkeit für tot, abgeschlachtet von Jedi während einer Mission zum Schutz des Imperiums. Höchstwahrscheinlich diente dies zur Schadensbegrenzung und um das Gesicht der Harkovs innerhalb des Imperiums zu wahren.
Während seine Schwester dem Militär der Republik beitrat, verliert sich ab diesem Zeitpunkt seine Spur. Ein SID-Informant auf Nar Shaddaa bestätigte jedoch, dass ein Schmuggler mit Namen Sed, auf den die Beschreibung von Sedrick Harkov passt, sich in den vergangen sechs Jahren bei den Kartellen einen Namen als zuverlässiger Pilot und Knochenflicker gemacht hat, den man allerdings vom weiblichen Geschlecht fernhalten sollte. Scheinbar frönt er also immer noch seiner Leidenschaft für Medizin und Frauen. Offiziell tauchte er erst wieder vor wenigen Wochen unter seinem vollen Namen auf, als er beim Orden der Verteidiger des Lichts um Asyl bat. Das Kopfgeld, das kürzlich von Rohgun dem Schlächter auf ihn ausgesetzt worden ist, ist zwar ein unkalkulierbarer Riskikofaktor doch der praktische Nutzen für die Verteidiger ist nicht von der Hand zu weisen.
Commander Mutiri strich sich mit den Fingern seiner rechten Hand über die Hörner und schmunzelte. Die Jedi würden ihre wahre Freude mit diesem Schurken haben. Er verfasste eine kurze Nachricht an Meister Nogrim und beschied die augenscheinliche Unbedenklichkeit Harkovs, wobei der Zabrak aber ausdrücklich auf die imperiale Vergangenheit des Subjekts und dessen Probleme mit Autoritäten hinwies. Trotz Harkovs fragwürdigem Lebenswandel und dessen Eskapaden mit dem weiblichen Geschlecht, beneidete er den Orden ein wenig um diesen Zuwachs. Harkov hätte sich bestimmt auch gut in den Reihen des SID gemacht. Unbequem hin oder her, mit seiner Ausbildung, Erfahrung und Kontakten sah er für den Schmuggler nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten. Lies man seinen eher unbedachten Umgang mit Frauen mal außer Betracht, so schien Harkov in seinem Herzen ein guter Kerl mit ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit zu sein. Wenn die Verteidiger seiner überdrüssig würden, der SID würde ihn mit offenen Armen empfangen..